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Tagesausflug zu den Cliffs of Moher

Für einen Tag hatten wir bei einer der vielen Ausflugs- und Touristenbespaßungsorganisationen, die es in Dublin gibt, einen Tagesausflug zu den Cliffs of Moher organisiert. Daß heißt, an einem Tag einmal quer durch Irland um die berühmte Steilküste direkt auf der anderen Seite der Insel zu sehen. Und natürlich wieder zurück. Und so saßen meine Kollegin und ich also morgens um 07:30 in einem Bus mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe anderer Unternehmungslustiger.

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Und ich war müde. Eine lange Fahrt lag vor uns, da war genug Zeit um trotz einiger vorher angekündigter Stopps ganz in Ruhe noch etwas zu schlafen. Ich nahm meine neuen Schal und knüllte ihn zusammen und rollte mich an die Scheibe gelehnt gemütlich ein. Doch dann ging es los. „Goood mooorning guuuyyyyss are you all in the mood for adventurrreeee??!“ Ich fühlte mich als wäre ich gerade in einem kleinen Wagen in eine Geisterbahn gerollt. Man kann nur vorwärts und muss einmal durch. Unser Guide, Harry, nahm seine Arbeit ernst, sehr ernst. Seine Aufgabe war es, für die Unterhaltung zu sorgen. Und uns nebenbei sein Land näher zu bringen. Obwohl er gestern gesoffen hat, wie ein Loch sei er hellwach und motiviert! Ob wir auch motiviert seien? Lauter- er könne uns nicht hören! Meine Kollegin und ich schauten, ob die anderen Leute genauso schauten wie wir. Ungefähr die Hälfte verzog schmerzerfüllt das Gesicht, die andere Hälfte war voll dabei. Harry krakeelte auf manische Art und Weise noch eine halbe Stunde weiter, während er gleichzeitig den Bus fuhr. Manchmal musste ich doch gezwungenermaßen die Mundwinkel nach oben ziehen, er erzählte die irische Geschichte der letzten paar hundert Jahre aber auf seine saloppe Art und Weise und in immer gleichbleibender Lautstärke. Dann endete er. Ruhe. Na also, jetzt bleibt immernoch genug Zeit, um zu schlafen. Also neigte ich den Kopf wieder richtung Fenster. „NOOW ist time for irish MUSIC“ schrie Harry sofort. Und aus den Lautsprechern erschallte irische Volksmusik. Ich musste lachen. Mit dem Schlafen war es ab diesem Zeitpunkt dann auch vorbei. Die auch im März schon irgendwie grüne irische Landschaft zog vorbei, bepunktet von blühendem gelbem Ginster und dunklen, morastigen Seen. Wir machten einen kurzen Stop an einer Raststätte und genossen die klare Luft. „SEXY LIGHTS“ schrie Harry, als es dann weiterging und knipste die Bodenbeleuchtung im Gang des Busses an.

Aber einen riesigen grünen Bus über enge, eingemauerte und dermaßen verwinkelte Sträßchen fahren, das konnte Harry. Wir hielten bei einer halb verfallenen Ruine einer alten Abbey an, mit einem kleinen Friedhof im Vordergrund, gesäumt von sattem, grünen, irischen Gras. Es war keiner außer uns da und ausnahmsweise war es ganz still und feiner Nieselregen sprühte auf uns herunter. Es ist so, als ob es, wenn es in Irland regnet, immer nur ganz zart regnet, aber irgendwie von allen Seiten, so als wäre man ein Wäscheteil, dass vor dem Bügeln mit einer kleinen Sprühflasche besprüht wird. Wir hatten genug Zeit, um die alte Ruine zu erkunden und die „Hungerzäune“ die überall darum herum gebaut wurden. Während der großen Hungersnot in Irland, ließ man ohne Sinn aus Steinen diese Zäune errichten, um den Menschen Arbeit zu geben. Wir aßen in einem kleinen Örtchen irgendwo im Nirgendwo zu mittag und fuhren dann die Küste entlang zu den Cliffs of Moher. Die Küstenstraße war Teil des Wild Atlantic Way und machte mir wirklich Lust auf einen Roadtrip. Vielleicht komme ich eines Tages im Sommer wieder. Und dann die Cliffs of Moher. Sie waren wirklich einfach nur absolut beeindruckend. Groß. Steil. Erhaben. Durch das eher schlechte Wetter waren an diesem Tag kaum Leute dort und das Lichtspiel aus dunklen Wolken und helleren Himmelsfetzen hätte keine beeindruckendere Kulisse stellen können, windverweht aber glücklich gingen wir am Oberrand der Cliffs entlang. Man fühlt sich winzig wenn man auf andere Menschen in weiterer Entfernung oder auf die dunklen Wellen des Atlantiks nach unten schaut.

Die Rückfahrt gestaltete sich ähnlich wie die Hinfahrt. Harry war unermüdlich. Aber er nahm seinen Job wirklich ernst, er machte ihn definitiv für zwei. Mindestens. Das muss man ihm lassen. Wieder in Dublin waren wir etwas erschöpft aber wollten es uns nicht nehmen lassen, noch in ein Pub zu gehen, wo wir dann darüber philosophierten, wie alt wir uns manchmal schon fühlten. Vor zehn Jahren wären wir jetzt sicher voller Energie noch in einen Club gegangen, man ist ja nur einmal in Irland. Doch nein- heute tut es ein Bier in einem der Pubs auch. Noch dazu waren wir plötzlich von lauter Superhelden umgeben. Ungefähr 15 von ihnen. In voller Montur. Es war ein Junggesellenabschied aus Schottland.  Und eine Liveband begann zu spielen. Ich mag irische Musik.

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